Wir treffen Sarah Lamm in ihrer Künstlergarderobe in der Staatsoper, wo sie auf ihren Auftritt wartet. Wir sehen ihr beim Schminken zu, erleben sie beim Einsingen oder Ausprobieren von Posen und lauschen fasziniert ihren Erzählungen und Wutausbrüchen. Der Grund ihres Zorns liegt nahe: Sarah Lamm spielt und singt in der «Aida» an der Staatsoper statt der ersehnten Hauptrolle nur diejenige der zweiten Priesterin im Chor, der lediglich dreimal ganz kurz auftritt. Noch dazu verpasst Sarah Lamm dann ihren Auftritt und muss enttäuscht feststellen: «Niemand hat es gemerkt.»
Die Diva will sich aber mit dieser Nebenrolle nicht zufrieden geben. Gemeinsam mit ihrer Akkordeonistin (Nathalie Fahr) beginnt sie in ihrer Garderobe ein eigenes Programm zu proben, in dem es nur einen Star geben kann: die «Queen of music», die einzigartige Sarah Lamm. Das Stück, geschrieben von Paul Rauber, setzt nicht auf technischen Aufwand und grossartige Kulissen. Es lässt das Publikum das Geschehen hautnah und in einem speziellen Ambiente erleben. Und so machen die Zuschauer eine musikalische Reise fast durch das ganze 20. Jahrhundert. Sie hören Lieder und Chansons von Gershwin bis hin und zu Tango und Disco-Swing.
Bekannte Chansons wie Piafs «Non, je ne regrette rien» und andere Songs sind stets eingebettet in eine Situation. Und so erlebt das Publikum in Texten und Musik nach und nach die Geschichte einer jungen Frau, die trotz vieler Rückschläge und Enttäuschungen immer wieder aufsteht und nie aufhört zu kämpfen. Und sie singt zum Schluss ein trotzig-kämpferisches «I will survive».
Die beachtliche schauspielerische und gesangliche Leistung von Isabelle Rechsteiner, der die Rolle quasi auf den Leib geschneidert ist, wurde vom Publikum ebenso gefeiert wie die gekonnte, einfühlsame musikalische Begleitung der Neuhauserin Nathalie Fahr am Akkordeon.
So sorgte das Duo in der schönen Kombination von Gesang und Akkordeon eine gute Stunde lang für musikalische Höhepunkte, gewürzt mit Erlebnisberichten aus dem Leben der Diva, und zog das Publikum an diesem Abend ganz in seinen Bann. Es ist erfreulich, dass die Kulturgaststätte Sommerlust begabten jungen Künstlern immer wieder eine Plattform zu ersten Auftritten in unserer Region bietet.
Simone Herrmann